Bei Karnevals- bzw. Faschingsumzügen werden jedes Jahr Tonnen von Kamelle zwischen die mitfeiernden Zuschauer geworfen. Das Wort Kamelle leitet sich von „Karamell“ ab – und in der Tat hat man früher vor allem Karamell-Bonbons unters Volk gebracht.
Heutzutage ist Kamelle eine Sammelbezeichnung für die recht unterschiedlichen Wurfartikel – meist kleine Süßigkeiten – bei den Umzügen. Außerdem werden beim Kölner Karneval sogar richtige Blumensträuße (Strüssjer) verteilt.
Das Wort von der „ollen Kamelle“ hat auch Eingang in die deutsche Umgangssprache gefunden. Veraltete Geschichten munden eben genauso schlecht wie zu lange gelagerte Süßigkeiten…
Die Karbatsche war ursprünglich eine spezielle Peitsche, die in verschiedenen Regionen der Welt im Viehtrieb verwendet wurde. Heute ist die traditionelle Karbatsche ausschließlich während der Fastnacht am Bodensee und in Oberschwaben im Einsatz. Sie besteht aus mehreren Lederriemen oder geflochtenen Hanfseilen, die an einem Holzstab befestigt sind.
Bei den Fastnachtsumzügen ist es die Aufgabe des so genannten „Schnellers“, die Karbatsche zu schwingen: Mit einer geschickten, abrupten Körperbewegung bringt der Schneller die Peitsche immer wieder zum Knallen.
Der Begriff „Karneval“ ist die wahrscheinlich gebräuchlichste Bezeichnung für das närrische Treiben in der Zeit zwischen dem 11. November (11.11. 11:11 Uhr) und dem Aschermittwoch. Nordwärts einer gedachten Linie von Bonn bis Erfurt in Thüringen ist vorwiegend von Karneval die Rede, während in anderen deutschsprachigen Regionen zum Beispiel die Bezeichnungen Fasching und Fastnacht verbreitet sind. Für das internationale Brauchtum (beispielsweise in Rio de Janeiro oder in Venedig) ist ebenfalls die Bezeichnung Karneval üblich.
Ihren Ursprung haben die bis heute überlieferten Karnevals- bzw. Faschingsbräuche vermutlich im Mittelalter. Eine direkte Ableitung aus römischen und keltischen Wurzeln konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Bereits im 12. Jahrhundert wurden in Deutschland so genannte Narrenfeste veranstaltet. Bei diesen Aktivitäten wurden vor allem kirchliche Riten und klerikale Würdenträger parodiert und veralbert. Die Kirche duldete dieses Treiben etwa zwischen dem 6. Januar (Dreikönigstag) bis zum Aschermittwoch. Ab dem Aschermittwoch waren die derben Späße, Ausschweifungen und Gotteslästerungen wieder strengstens untersagt. Das Ende des Karnevals galt als Zeichen dafür, dass Gott über den „Staat des Teufels“ triumphiert. Weitere Einzelheiten zur historischen Entwicklung kann man im Onlinelexikon Wikipedia nachlesen.
Eng verknüpft mit den Karnevalstraditionen ist die 40-tägige Fastenzeit vor Christi Geburt. Sie beginnt traditionell am 12. November und ist Grund genug, am 11. November – dem Martinstag – noch ein Festmahl durchzuführen und den Beginn des Karnevals zu einzuleiten. Während der Fastenzeit selbst finden nur vereinzelte Veranstaltungen statt. Die hohe Zeit der Narretei setzt erst wieder am 6. Januar ein, da die Nacht vom 5. auf den 6. Januar einst als Geburtstermin Jesu galt und somit das Ende des Fastens markierte. Die festlichen Höhepunkte wie Rosenmontag und Weiberfastnacht liegen in der letzten Woche vor Aschermittwoch.
Die deutschen Karnavalshochburgen befinden sich heute, anknüpfend an die kirchliche Historie, vor allem in den katholischen Gegenden Deutschland. Berühmt für ihren Karneval sind beispielsweise Köln, Düsseldorf und Mainz. Die dortigen Karnevalsumzüge und Prunksitzungen werden sogar im Fernsehen übertragen. Insbesondere bei den Umzügen wird deutlich, dass der Karneval im Kern weit mehr als ein harmloser Spaß ist. Oft zeigt sich hier auch eine politische Dimension: So wie im Mittelalter die Kirche verspottet wurde, muss sich seit dem 19. Jahrhundert insbesondere die politische Obrigkeit so manche Schelte gefallen lassen.
Im Jahr 1866 komponierte der Franzose Camille Saint-Saëns sein berühmtes Musikwerk „Karneval der Tiere“. In diesem Werk für Kammerorchester und zwei Klaviere lässt der Komponist nacheinander verschiedene Tiere auftreten, wobei die Instrumente die unterschiedlichen Tierstimmen nachahmen. Ein Karneval im engeren Sinne findet dabei allerdings nicht statt.
Keinen rheinischen Frohsinn, sondern Sambatanz der Extraklasse und phantastische Kostümwelten präsentiert der Karneval in Rio de Janeiro. Die besten Sambaschulen der Millionenstadt treten in mehrtägigem Wettstreit gegeneinander an.
Wie im Sport sind die Schulen in vier Ligen aufgeteilt – mit Auf- und Abstieg. Veranstaltungsort ist ein eigens erbautes Stadion, das Sambódromo. Der Höhepunkt des atemberaubenden Festes ist die Parade der zwölf besten Sambaschulen am Karnevalssonntag und am Rosenmontag. Mehr als 3000 Tänzerinnen und Tänzer bringt jede Schule auf die Beine, ein ganzes Jahr dauern die Vorbereitungen auf diesen Höhepunkt.
Der Karneval wird fast in allen Städten Brasiliens überschwänglich gefeiert. Spätestens im Jahr 1723 wurde er von der portugiesischen Kolonialmacht in dem südamerikanischen Land eingeführt. Während Rio de Janeiro heute eher dem organisierten Karneval, mit Maskenbällen und dem Auftritt der Sambaschulen – verpflichtet ist, verlaufen die Feiern in anderen Hochburgen wie Olinda, Recife und Salvador meist spontaner und ungeplanter. Die Stadt Salvador im Nordosten Brasiliens rühmt sich, den größten Straßenkarneval der Welt auszurichten.
Die vielleicht bekanntesten Karnevalstraditionen außerhalb Deutschlands haben das brasilianische Rio de Janeiro und das italienische Venedig. Historisch betrachtet, erreichte der venezianische Karneval seinen Höhepunkt im 18. Jahrhundert: zwischen dem 26. Dezember (Stephanstag) und dem Aschermittwoch war die Stadt erfüllt von Maskenbällen und zahllosen Aktivitäten auf den Straßen und auf dem Markusplatz.
Der traditionelle Karneval hatte Züge eines bunten Jahrmarkts, inklusive Schaustellern, Theatervorstellungen der Commedia dell’arte und sogar öffentlichen Tierkämpfen. Berühmt wurde Venedig aber für seine charakteristischen Masken, die in zwei Formen auf den Bällen und in der Öffentlichkeit getragen wurden – als Halbmaske über Auge und Nase sowie als „Barta“ mit vorgewölbter Kinnpartie. Ein wichtiger Sinn dieser Maskenformen war, dass ihre Träger essen und trinken konnten, ohne die Masken absetzen zu müssen.
Der Karneval in Venedig heute
Nachdem der Karneval Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund gesellschaftspolitischer Umstände zum Erliegen kam, wurden die Traditionen erst 1980 wiederbelebt. Seither sieht man in den zehn Tagen vor Aschermittwoch wieder die historischen (aber auch neuartige) Masken in der Stadt – und Einheimische wie Touristen erfreuen sich an Theater, Kleinkunst und Artistik auf zahlreichen Bühnen. Berühmt ist auch der reaktivierte „Engelsflug“, bei dem in der modernen Version eine prominente Person an einem Stahlseil vom Campanile über den Markusplatz schwebt.
Keine Karnevalssitzung gleicht der anderen: Jeder Verein oder Festausschuss, der eine Sitzung organisiert, setzt andere Akzente. Auch regionale Besonderheiten spielen eine große Rolle bei der Ausgestaltung des Programms.
Neben Gesangs- und Tanzdarbietungen sind Büttenreden und Ordensverleihungen übliche Bestandteile eines Festprogramms. Häufig sitzt während der Karnevalssitzung auch ein so genannter Elferrat auf der Bühne. Einen Höhepunkt mancher Sitzung bildet der Einmarsch der „Tollitäten“ (zum Beispiel des Prinzenpaars oder des Dreigestirns).
Karnevalssitzungen gibt es in sehr unterschiedlichen Dimensionen und Ausformungen: vom Vorstellabend der künstlerischen Akteure über die Prinzenproklamation bis zur großen, im deutschen Fernsehen übertragenen Prunksitzung. Um beiden Geschlechtern und allen Altersgruppen zu ihrem karnevalistischen Recht zu verhelfen, werden zudem Damen-, Herren-, Senioren- und Kindersitzungen angeboten.
Die Karnevalsumzüge in der heutigen Form wurden vermutlich 1823 erfunden. In diesem Jahr fand der erste Rosenmontagszug in Köln statt. Diese neuartigen Umzüge hatten auch den Zweck, den einst ungestümen Feiern des einfachen Volkes einen gesitteten, bürgerlichen Rahmen zu verleihen.
Gerade im Rheinischen veranstaltet beinahe jeder Ort einen eigenen Karnevalsumzug. Die wichtigsten und größten Umzüge sind meist die Rosenmontagszüge, aber auch am Veilchendienstag ziehen sich mancherorts noch beachtliche Umzüge durch die Straßen.
Bei den Karnevalsumzügen wirken in der Regel die örtlichen Karnevalsvereine mit, die eigene Prunkwagen bereitstellen und von dort Kamelle unter die Zuschauer streuen. Weitere Bestandteile der Umzüge sind Musikkapellen, Tanzgruppen und Motivwagen. Die Motivwagen befördern überdimensionale, satirische Darstellungen von Personen und Ereignissen, die im vergangenen Jahr von sich reden gemacht haben. Vor allem die politische Satire hat im Karneval bzw. Fasching eine lange Tradition, die bereits bei den Karnevalsumzügen des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde.
Die Karnevalsvereine, die regional auch Faschingsvereine oder Narrenzünfte heißen, feiern mit ihren Mitgliedern nicht nur Karneval, sondern organisieren auch öffentliche Veranstaltungen. Dazu gehören verschiedene Karnevalssitzungen, aber auch Umzüge.
Karnevalsvereine gibt es überall dort, wo Karneval in größerem Rahmen gefeiert wird: im Rheinland ebenso wie in Niedersachsen, in der Schweiz ebenso wie in Brasilien. Die deutschen Vereine sind nach dem Vereinsrecht organisiert, haben einen gewählten Vorstand (an der Spitze meist einen Präsidenten) und eine Satzung. Außerdem gelten sie als gemeinnützig, sodass sich Spenden von der Steuer absetzen lassen.
Die Stadt Köln ist eine der Metropolen des Karnevals schlechthin. Der „Fastelovend“, wie der Karneval auf Kölsch heißt, hält die Millionenstadt vor allem in der Woche vor Aschermittwoch fest im Griff. Etwa 160 Karnevalsvereine feiern während einer Session über 500 Bälle und Sitzungen.
Bei der Reformierung des Karnevals im 19. Jahrhundert spielte Köln eine entscheidende Rolle. Ein hier gegründetes Festkomitee organisierte 1823 den ersten Rosenmontagszug in der Art, wie wir ihn heute kennen. Sinn der damaligen Karnevalsreform war vor allem, feste Regel für das närrische Treiben einzuführen und „Auswüchse“ zu verhindern.
Heute ist der Kölner Rosenmontagszug der größte Karnevalsumzug in deutschen Landen überhaupt. Sehr beliebt sind sind aber auch die Schull- un Veedelszöch, die bereits am Karnevalssonntag (Tulpensonntag) durch die Straßen ziehen. Eine Kölner Erfindung ist auch die 1984 eingeführte Stunksitzung.
Das Kölner Karnevalsmuseum präsentiert auf 1400 Quadratmetern Ausstellungsfläche Närrisches, Sehenswertes und Kurioses aus der Welt des Karnevals. Ausgestellt sind Zeitzeugnisse von der Antike über das Mittelalter bis zur Neuzeit. Auf die Besucher warten historische Exponate, audiovisuelle Dokumentationen und sachkundige Führungen.
Zu einer richtigen Faschingsparty oder einem Karnevalsumzug gehört beinahe überall auf der Welt Konfetti. Diese bunten Papierschnipsel entstehen als Abfallprodukt der Papierindustrie oder werden mit Stanzmaschinen eigens angefertigt. Auf Umzügen wird spezielles Konfetti aus Folie oder Seidenpapier geworfen. Dieses hat den Vorteil länger in der Luft zu schweben. Für Einige vielleicht nicht nachvollziehbar, die Schnipsel bringen auch einige Nachteile mit sich. Sie sorgen nicht nur für Mehrarbeit bei den Reinigungsarbeiten, sondern sie führen unter Umständen auch zu Verfärbungen und erhöhen die Rutschgefahr.
Warf man früher das Konfetti noch mit der Hand von dem Festwagen auf die Karnevalisten, so bedient man sich heutzutage einiger Hilfsgeräte. Mit sogenannten Konfettibomben lassen sich die Papierschnipsel bis zu 15 Meter weit schießen und das ohne Feuer oder Zündung. Je nach Größe des Shooters kann die Druckluft der Gaskartusche das Konfetti sogar bis zu 50 Meter weit befördern.
Der Begriff Konfetti leitet sich übrigens vom italienischen Wort „confetti“ für Zuckerzeug ab. Hintergrund ist der einstige venezianische Faschingsbrauch, sich mit Konfekt und anderen Süßigkeiten zu bewerfen (ähnlich der heutigen Kamelle). Im 18. Jahrhundert warf man in Venedig übrigens Gipsnachbildungen des Konfekts. Diese waren zwar billiger als die Süßigkeiten – aber für die getroffenen Zuschauer bei weitem nicht so angenehm wie das spätere, vermutlich in Deutschland erfundene Papier-Konfetti…